Das Internet vergisst nichts

Im Jahre 2004 wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) ein Umfrage über Softwarepatente bei der Fachhochschule Gelsenkirchen in Auftrag gegeben. Der Fragebogen richtete sich an deutsche EDV- und. IT-Unternehmen aller Größen, jedes Unternehmen bis hin zur Ich-AG konnte teilnehmen. Bis zum 29. Juli trafen 1300 Antworten ein.1 Auf der Webseite des FFII steht, dass die BITKOM (dominiert von Firmen wir Microsoft und SIEMENS) das BMWA bedrängt hätten, die Umfrage fallenzulassen.2 Mittlerweile führen alle Links der von uns angeführten FFII-Webseite ins Leere. Also die Links zur Umfrage, zur BMWA und auch zur entsprechenden Seite der FH Gelsenkirchen. Auch mittels Google lässt sich nichts mehr finden. Gäbe es nicht auch zwei Berichte bei heise.de, könnte man glauben, dass die FFII einer Ente aufgesessen sei.

Am 4. April 2005 schreibt Heise, dass die im Juli 2004 vom BMWA bestellte Studie in einer Kurzfassung von 130 Seiten vorläge. Die beiden Autoren der Studie der Informatikprofessor Norbert Pohlmann und der Rechtsprofessor Andreas Müglich von der FH Gelsenkirchen sehen laut Heise "Praxis der Patentierung von computerimplementierten Erfindungen mit vielfältigen Problemen behaftet". Aus einer ebenfalls nicht mehr im Netz zu findenden Auswertung soll laut Heise hervorgegangen sein, dass sich 1011 Befragte (von 1214 beantworteten Fragebögen) außer Stande sähen, bestehende Softwarepatente selbst zu recherchieren. Immerhin sind das 83,5 der Befragten! Bei Heise heißt es: "902 pochen auf die Legalisierung der Verwendung einer patentierten Technik für Zwecke der Konvertierung sowie des Datenaustauschs oder der -kommunikation, weil darin eine Grundvoraussetzung für einen einfacheren Marktzugang liege. Generell befürchten 915 Einsender, dass sie sich wegen Softwarepatenten künftig 'nicht mehr auf dem Markt angemessen durchsetzen können'.3

Weder die Studie noch die Kurzzusammenfassung sind im Internet auffindbar. Man könnte nun auf die Idee kommen dieses Material bei der "Wayback Machine"4 zu suchen. Die Studie war laut Link von Heise damals unter www.internet-sicherheit.de (Institut für Internet-Sicherheit) zu finden. Bei der Wayback-Maschine findet man Stände vom 11. März 2005 und 3. Mai 2005 dieser Webseite, aber beim Anklicken der Rubrik "Artikel / Berichte" erhält man nur die Meldung, dass keine archivierten Versionen erhältlich seien.5 Sucht man nun bei den archivierten Ständen der Webseite des Ministeriums wird die Sache noch merkwürdiger. Währen alle Jahre und Monate anscheinend korrekt gesichert worden sind, erscheint beim ganzen Jahr 2005 nur jeweils ein Link auf die aktuelle Webseite der mnwi.de und nicht auf den alten Stand.


1 FFII, 2004-07-15 DE BMWA befragt Unternehmen zu Softwarepatenten

2 dto.

3 Regierungsstudie warnt vor Blockade durch Softwarepatente

4 Die Wayback-Machine des Internet-Archives (Webarchiv) befindet sich in San Francisco. Dabei handelt es sich um ein gemeinnütziges Projekt, welches sich die Langzeitarchivierung digitaler Daten in frei zugänglicher Form zur Aufgabe gemacht hat. Es bestimmten Zeitabständen werden Momentaufnahmen von Webseiten (gewissermaßen ein Backup) gemacht. So kann man sich fast jede Webseite in verschiedenen historischen Ständen anschauen.

5 "No archived versions of the page you requested are available."