Alternativer Umgang

Die Geschäftsmodelle der traditionellen Musikindustrie und des klassische Verlagswesens basieren auf
tradierten Arbeitsweisen. Dabei handelt es sich um Vorgehensweisen, die sich teilweise über Jahrhunderte
bewährt hatten, d.h. vor allen Verlegern und Produzenten saftige Gewinne aber auch den Künstlern
ein erträgliches Einkommen gesichert hatten. Immaterielle Schöpfigungen wie literarische Werke oder
musikalische Kompositionen konnten nur mittels materieller Träger, wie papiergebundene Bücher oder
Schallplatten, verbreitet werden. Die Erzeugung dieser Träger bildeten eine hohe investitionelle
Einstiegshürde, die vor allem der Musikindustrie die Bildung eines Oligopols erlaubte, d.h. seit dem
Zusammenschluss von Sony Music und der Bertelsmann Music Group (BMG) dominieren vier
große Konzerne 75% des Weltmarktes: EMI Music, die Universal Music Group, Warner Music sowie SonyBMG
Aber der rasante technische Fortschritt des 20sten Jahrhunderts senkte die Eintrittsbarrieren für den
Einstieg in den Markt. Mit dem Einzug der Computer in die Privathaushalte und der Entstehung des Internet
bedarf es prinzipiell keiner materiellen Träger mehr um geistige Schöpfungen zu verbreiten. Das bedeutet,
dass es bei der Verbreitung von Kunst die technischen Nebenkosten gegen Null gehen. Die Musikindustrie
und das Verlagswesen hat also ihr technisches Monopol verloren. Jeder kann nun seinen Roman oder seine
musikalische Komposition im Internet veröffentlichen. Aber mit der Veröffentlichung alleine ist es
natrülich nicht getan. Das Werk muss gefunden werden, und der Schöpfer benötigt eine Bezahlung in
irgendeiner Form. Im folgenden stellen wir verschiedene erfolgversprechende Systeme vor, um
Musik oder Literatur zu veröffentlichen.
PWYW - Pay-What-You-Want
Das bekanntestes Beispiel für dieses Modell dürfte wohl die britische Band Radiohead geliefert haben. Ihr Album "In Rainbows" boten Sie nach dem PWYW-Modell zum Herunterladen auf Ihrer Webseite an. Leider gibt es zu diesem "Experiment" keine abschließenden Angaben über den finanziellen Erfolg. Das Unternehmen comScore untersuchte das Verhalten der Besucher der "In Rainbows"-Webseite1: Nach dieser Studie haben weltweit 38 % für Ihren Download bezahlt, während 62 % nichts zahlten. Dennoch war es ein Erfolg für die Band: Der Durchschnitt derer, die zahlten, lag immerhin bei 6 $ weltweit (in den USA sogar bei 8,05 $). Was ist mit denjenigen, die nichts gezahlt haben. Hierfür gibt es viele Gründe:
- Eigentlich keine Fans von Radiohead. Sie wollten nur mal reinhören. Quasi wie ein Anhören im konventionellen Musikladen
- die schlechte Soundqualität, nur 160 kbps
- Man hatte sich das Album zwar heruntergeladen, wollte aber später sich noch das "richtige" Album kaufen. Man hätte sonst zweimal zahlen müssen.
The Indelicates

Bemerkenswert an den Titeln der Indelicates sind neben der Musik auch die teilweise sehr zynischen und sarkastischen Texte, die wohl von vielen Radiostantionen deswegen nicht gespielt werden.
Außerordentlich sind auch die Vertriebswege, die die Indelicates gewählt haben. Statt weiter wie anfangs auf einen konventionellen Plattenvertrag zu vertrauen, haben sie ein eigenes Label "Corporate Records" gegründet und ihr neues Album "Songs for Swinging Lovers" kann auf der Basis von PWYW (Pay What you Want) erworben werden. Corporate Records dient nicht nur der Vermarktung der eigenen Musik der Indelicates sondern steht ebenso offen für andere Bands.
Wir haben Simon Delicates zu Fragen von Geistigem Eigentum und neuen Vertriebswegen befragt: Das Interview in voller Länge in Deutsch und im Original in Englisch.
Magnatune